Man stelle sich vor, abends nach einem anstrengenden Tag nach Hause zu kommen und sich beim Staubsaugen plötzlich in einen Cowboy zu Zeiten des Wilden Westens zu verwandeln. So ergeht es Frank, der das Publikum am Samstag, 8. Februar, um 19.30 Uhr im Kurhaus live miterleben lässt, wie es ist, mit grimmigem Blick durch knarzende Saloon-Türen zu gehen, durch die Prärie zu reiten, sich zu prügeln oder mit Alison, Johnston und Slicky am Lagerfeuer zu sitzen und mit den Filmstimmen berühmter Westernhelden über das Mann-Sein zu philosophieren.
Longjohn thematisiert das Mann-Sein und überprüft knallhart die Attribute, die wir dieser Rolle in unserer heutigen Gesellschaft zuweisen, Archetypik pur, Stereotypik vom Feinsten. Beides und nichts von beidem. Als Grundlage dient das mit zahlreichen Klischees behaftete Genre des Westerns: Sinnbild für das Spiel mit der Grenze zwischen Natur und Zivilisation, beschreibt er eine Zeit, in der der Mann noch Mann sein konnte, durfte und musste.
Wie der Western spielt auch Longjohn auf vielen Ebenen mit und in Grenzbereichen. Die Texte beispielsweise kommen vom Band.
Und mit der Vermutung, dass man sie irgendwo schon einmal genauso gehört hat, liegt man goldrichtig: alle stammen aus berühmten Westernfilmen. Mehr als 80 Filme und Tondokumente wurden dafür gesichtet, Ausschnitte zusammengetragen und digital verfügbar gemacht. Auf der Bühne verteilte Tasten steuern einen selbstkreierten Bühnensampler, der diese Passagen gezielt und manchmal scheinbar zufällig abspielt. Der so erzeugte Soundtrack lässt die Bühne zur Kinoleinwand werden. Die Protagonisten, die in ihrer Statur Parallelen zu den Daltons aufweisen, sind nicht nur Artisten, Musiker und Schauspieler, sondern haben sich in Tanz-, Kampf- und Reitworkshops auf die vielfältigen Bewegungsanforderungen der abwechslungsreichen Aufführung vorbereitet. Da werden kunstvoll Lassos geschwungen, mit Äpfeln jongliert, und Zwiebeln gegessen – Theater, Improvisation, Tonkunst, Musik, Gesang und Tanz vereinen sich auf der Bühne zu einem gewaltigen Epos der Leidenschaft.
Das Kölner Ensemble „Der Weisse Knopf“ ist ein Kollektiv von Künstlern aller Sparten. Hinter den vier Cowboys auf der Bühne steht eine Frau, Regisseurin Bianca Lehnard.
Quelle: Stadt Hamm