Das letzte Konzert des Westfälische Musikfestivals lädt am Sonntag, 25. Juni, um 19:30 Uhr in den Rosengarten von Schloss Heessen ein. Zu Gast ist Pianist Kai Schumacher, der sein neues Album „Rausch“ präsentiert.
Es ist schon abenteuerlich, was sich alles zwischen die Saiten eines Konzertflügels stecken lässt, um dessen Klang zu verfremden: Radiergummis, Nägel, Schrauben, Papierstreifen, aus Filzfaser bestehende Dichtungsmaterialien und dergleichen mehr. Der amerikanische Komponist John Cage trieb das Spiel mit dem „präparierten Klavier“ so weit, bis sich das Instrument so exotisch anhörte wie ein indonesisches Gamelan-Orchester.
Auch der 1979 in Baden-Baden geborene Pianist Kai Schumacher ist ein unermüdlicher Klangsucher. Ganz klassisch an der Folkwang Universität der Künste ausgebildet, experimentiert der „Bad Boy of Music“ herum wie ein verrückter Wissenschaftler. Seine Solo-Performances sind pure musikalische und stilistische Alchemie, die eine berauschende Mischung aus Dadaismus und Dancefloor, Avantgarde und Popkultur bieten.
Vom Begriff „Crossover“ distanziert sich Schumacher allerdings. Bei ihm trifft nicht irgendeine Musikrichtung auf eine andere, sondern eigentlich nichts auf nichts, weil alles immer schon da ist: Franz Schubert und Steve Reich, George Gershwin und John Cage, Punk und Pop und Minimal Art.
Auf seinem Album „Rausch“ liegt der Fokus erstmals durchgängig auf eigenen Kompositionen. Dabei kommt keinerlei Elektronik zum Einsatz. Stattdessen hat er sein Instrument analog präpariert und die Mechanik so manipuliert, dass ganz bewusst „schräge“ Töne entstehen. Schon die Wortwahl der acht Kompositionen sprengt das gängige Format. Songtitel wie „Kantholz“ oder „BRNFCK“ würde man eher in Metal- oder Techno-Gefilden vermuten. Wie überhaupt der Albumtitel selbst bewusst Mehrdeutigkeiten zulässt. Geht es um den Exzess? Soll die nüchterne Alltagswelt durch die Musik verschwimmen? Befinden wir uns beim Hören in einem Zustand sinnlicher Übersteigerung? Kai Schumacher bringt die Verhältnisse zum Tanzen, lässt sie schweben, spielt ein Spiel mit der akustischen Wahrnehmung und dockt mit Energie und Verve an die Jetztzeit an.
Das Konzert findet im Rahmen des KlassikSommer Musikpreises statt. Karten gibt’s beim städtischen Kulturbüro (02381 17-5555), den bekannten Vorverkaufsstellen und unter westfälisches-musikfestival.de
Quelle: Stadt Hamm