Die zweite Reise des Klangkosmos im neuen Jahr entführt das Publikum am Dienstag, 7. Februar (18:00 Uhr, Kulturbahnhof/HELIOS Theater, Willy-Brandt-Platz 1d, 59065 Hamm) erstmalig nach Norwegen, an die nördlichste Spitze Europas. Im Mittelpunkt steht ein ganz besonderer Gesangsstil der letztmalig vor 15 Jahren im Klangkosmos zu hören war: der Joik.
Der Joik ist der Inbegriff der samischen Musik, in deren Mittelpunkt das Lied steht. Denn obwohl die Samí einzelne Instrumente wie Geige oder Akkordeon gespielt haben, gibt es weder eine Tradition samischer Instrumentalmusik noch – außer der samischen Trommel – traditionelle Instrumente.
Die Samí selbst sind das einzige bis heute überlebende europäische Urvolk, seit über 10.000 Jahren beheimatet im hohen Norden. Die genaue Bevölkerungsanzahl ist schwer zu beziffern, sie liegt geschätzt zwischen 80.000 und 140.000 Menschen, die in Norwegen (mehrheitlich), Schweden, Finnland und auf der russischen Halbinsel Kola leben. In allen Nationalstaaten gibt es mittlerweile samische Parlamente oder Versammlungen, eigene Radiostationen, Zeitungen, Professuren, Festivals und Theaterhäuser. Alle Samen sind im übergeordneten Samí-Rat zusammengeschlossen, der im finnischen Utsjoki tagt. Seit 1986 gibt es auch eine gemeinsame, für alle gültige, samische Fahne.
Der Joik stammt aus der Zeit, als die Samí noch ihre eigenen Siedlungen hatten und ist fester Bestandteil des schamanischen Glaubens. Es handelt sich dabei um einen unverwechselbaren Gesangsstil, einen dem Jodler verwandten Obertongesang. Dem Grundverständnis nach entsteht ein Joik einfach durch das Leben in der Natur, man joikt nicht über etwas, sondern man joikt die Dinge selbst. Die meisten Samí, die noch mit ihrer Kultur verbunden sind, bekommen zur Geburt oder im Laufe des Lebens ihren eigenen Joik. In vielen Fällen werden dabei gar keine Worte gebraucht, in anderen werden sie dafür umso reichlicher verwendet. Man merkt schnell, wer ein guter Joiker ist, wer es versteht, eine Person, eine Landschaft, ein Tier im Raum lebendig werden zu lassen, wer mit den einzelnen kurzen, melodischen Motiven und Abschnitten spielen kann, sie improvisierend immer neu aneinanderreiht, dabei die Intensität derart verstärkt, dass die Tonhöhe steigt, bis es nicht mehr weiter geht und der Joik auf einem tiefen Ton wieder neu ansetzt.
Der stimmgewaltige samische Künstler Torgeir Vassvik hat seinen ganz eigenen und unverwechselbaren Stil entwickelt, der als „Avantgarde-Joik“ bezeichnet werden kann. Vassvik stammt aus Gamvik an der nördlichsten Spitze Europas, lebt aber mittlerweile in Oslo.
Seine Stimme ist wie ein Spiegel der Landschaft: ein seltenes, rohes Juwel mit Facetten voller Schönheit. Die animistische Gesangstradition des Joik beeinflusst den samischen Musiker seit seiner Kindheit. Er ist mit der Mandolinenmusik seines Vaters aufgewachsen, hat in Indie-Rock-Gruppen gespielt und sich von Folk, Jazz, klassischer Musik und verschiedenen Musikrichtungen der Welt inspirieren lassen. Mehrere Forschungsreisen führten ihn nach Tuwa, Südkorea, Japan und Kanada, inzwischen ist er in mehr als 25 Ländern der Welt aufgetreten. Musikalisch begleitet wird er im Klangkosmos von Rasmus Kjorstad auf der Oktav-Violine und der Fidel. Kjorstadt studierte an der Norwegischen Musikakademie in Oslo und begeistert sich für die heimische Volksmusik.
Das Konzert von Torgeir Vasvik beginnt um 18:00 Uhr im Kulturbahnhof (Helios-Theater, Willy-Brandt-Platz 1d, 59065 Hamm), der Eintritt ist wie immer frei!
Quelle: Stadt Hamm