Eintritt frei!
Südasien ist das Ziel der letzten Reise des Klangkosmos in diesem Jahr am 15. November (18:00 Uhr, Kulturbahnhof). Hier liegt ein Land, das politisch zwar oft in den Schlagzeilen zu finden ist, über dessen Musik aber längst nicht so viel nach außen dringt: Afghanistan.
Am Scheideweg Asiens gelegen, direkt im Einflussbereich zentralasiatischer Mogulreiche im Norden und Indien im Süden, China im Osten und Persien im Westen. Für fast ein Jahrtausend lang (bis etwa 650 n. Chr.) gehörte es zum Perserreich, gefolgt von einer äußerst wechselhaften Geschichte, in der das Land viele innere Konflikte erlebte und zum Zankapfel fremder Mächte wurde, die dort um ihre Vormachtstellung kämpften. Araber, paschtunische Stämme, Mongolen, indische Maharadschas – afghanische Musik ist ein Zusammenfluss all dieser Quellen. Jede Kultur hat Instrumente, Gattungen und Stile beigesteuert und so zu ihrem außergewöhnlichen Reichtum und ihrer Vielfalt beigetragen.
Ein Zentrum, in dem Künstler und Künste zusammentrafen, war Kharabat, ein Stadtviertel Kabuls. Seine „Goldene Zeit“ erlebte das Viertel in den 1960er- und frühen 1970er-Jahren, wo es zum schillernden Treffpunkt wurde. Hier waren die Musikschulen der großen Meister, hatten Instrumentenbauer ihre Werkstätten und aus den Häusern erklang Musik aller Art: Volks- und Hochzeitsmusiken aus vielen Regionen des Landes ebenso wie mystisch-religiöse Sufi-Musik.
Das ANIM Ensemble gibt Einblicke in die schönsten Blüten der verschiedenen Musiktraditionen, darunter Sufi- und Kunstmusik. Hoffnung, Freude, Leid und Freiheit – all das findet kraftvollen Ausdruck in der Musik, gleichermaßen ist sie aber auch Werkzeug für Bildung und Wissen.
Die sogenannte afghanische Kunstmusik ist sowohl in den melodischen Skalen wie auch den Instrumenten eng mit der klassischen Musik Nordindiens verwandt. Besonders im 19. Jh. wurde die nordindische Musik in Afghanistan gepflegt und auch später am Hof des afghanischen Königs, der zahlreiche Musiker aus Britisch-Indien nach Kabul holte. Musiker aus Kabul wiederum studierten in Indien und Pakistan. Gespielt werden sowohl einfache Instrumentalstücke, die vor allem mit Rubab (Langhalslaute) und Tabla (Trommel) interpretiert werden, als auch lange instrumentale Suiten. Daneben gibt es eine große Vielfalt volksmusikalischer Lieder und Tänze aus allen Regionen des Landes, die zumeist in den Rhythmen Geda (4/4), Dadra (6/8) und Mogholi (7/8) stehen.
Die Musiker und Musikerinnen des „Afghanistan National Institute of Music“ (ANIM) in Kabul konnten nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 nach Portugal evakuiert werden. Dort wird nun das ANIM im Exil aufgebaut, um die großen Musiktraditionen Afghanistans weiterzuführen und auch an eine jüngeren Generation von Musiker*innen weiterzugeben. Geleitet wird das Ensemble von Ustad Mohammad Murad Sarkhosh, der als Musiker verschiedener traditioneller afghanischer Ensembles weltweite Konzerterfahrung hat, seit 2006 Rektor des ANIM in Kabul war und diese Arbeit jetzt im Exil fortführt.
Quelle: Stadt Hamm