Die Karriere der in Catania, Sizilien, geborenen Etta Scollo begann 1983 mit dem ersten Preis beim “Diano Marina Jazz Festival“. Mit ihrem jüngsten Werk „Ora“, erst Ende März veröffentlicht, gibt sie am Mittwoch, 11. Oktober, um 19:30 Uhr im Gustav-Lübcke-Museum eine musikalisch vielschichtige Antwort auf die Frage, ob das Leben im „Jetzt“ wirklich erstrebenswert ist.
Etta Scollo studierte Gesang am Konservatorium in Wien und arbeitete parallel bei Schallplattenaufnahmen und Konzerten mit renommierten Künstlern der Jazz- und Blues-Szene wie Eddie Lockjaw Davis, Sunnyland Slim und Champion Jack Dupree zusammen. Als sie in den 1990er-Jahren ihren Lebensmittelpunkt nach Deutschland verlagerte, nahm auch ihre Karriere eine neue Wendung: Neben Kompositionen für Filme und diversen Studioalben entwickelte sie ein großes Interesse an der traditionellen Musik ihrer Heimat, das sich in vielfach ausgezeichneten Programmen wie der Hommage an die sizilianische Volkssängerin Rosa Balistreri oder an die arabisch-sizilianischen Dichter des 9. bis 12. Jahrhunderts zeigte. Danach war sie sowohl auf der Bühne als Schauspielerin wie auch als Komponistin im Bereich des Musiktheaters zu erleben. Und hat immer wieder neue Alben herausgebracht.
Mit ihrem jüngsten Werk „Ora“ ist sie nun in Hamm zu Gast. Entstanden sind die Songs in ihrer Heimat am Fuße des Ätna – wo sie neben Berlin ihren zweiten Wohnsitz hat. „Ora“ bedeutet übersetzt so viel wie „Jetzt“. Im Jetzt sein: Das ist eine Weisheit, die Spirituelle und Philosophen seit Jahrtausenden lehren. Doch ist in diesen krisen- und kriegsgeschüttelten Zeiten das „Jetzt“ wirklich erstrebenswert? Etta Scollo gibt eine musikalisch vielschichtige Antwort, nimmt die Zuhörer mit auf eine Reise durch das Sizilien des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Vertonte Gedichte des Nobelpreisträgers Salvatore Quasimodo, von Ignazio Buttitta oder der Lyrikerin Mariannina Coffa gehören ebenso dazu wie aktuelle Themen wie der Kampf gegen die Mafia, das Schicksal der Geflüchteten auf dem Mittelmeer oder der Freiheitsdrang der sizilianischen Frauen.
Scollo hält die dramaturgische Spannung hoch, in dem sie mit jedem Stück von Neuem überrascht. Sie selbst sagt: (…) „Ich muss meinen Körper spüren, muss spüren, dass ich ein Mensch bin (…)“. Impulse zum Schaffen, so Scollo, bekomme sie durch Berührungen, durch Basteln, Konstruieren, haptischen Austausch. Sie hat nicht allein zu ihrer Stimme und ihren Gedanken eine starke Beziehung, sondern auch zu ihren Händen. Aus diesem Tasten und Tun, aus dem Wiederaufstehen, hat sie wundervolle poetische Lieder geschaffen, die sie jetzt gemeinsam mit ihrem Trio in Hamm präsentiert.
Karten für das Konzert der „Stimme Siziliens“ gibt es beim städtischen Kulturbüro, den bekannten Vorverkaufsstellen oder online unter kultur.hamm.de
Quelle: Stadt Hamm