Lost Generation – eine verlorene Generation wächst gerade heran.
Die Initiative „Laut für Familien“ jedenfalls fragt sich: „Wo bleibt der Aufschrei der Eltern und Schüler/innen? Wo bleibt der Aufschrei der Gesellschaft?“
In einer Pressemitteilung vom Freitag, 12. Februar, kritisiert die landesweite Familien-Initiative in aller Schärfe die jüngsten Beschlüssen zu den weiteren Coronamaßnahmen im Bereich Schulen.
Ab dem 22. 2. starten zunächst ausschließlich die Kinder der Primarstufe in den Wechselpräsenzunterricht, außerdem die Jugendlichen der Abschlussklassen. Für alle anderen Jahrgänge gilt weiter: Distanzunterricht. Wie lange? Das hängt laut Schulministerium vom Infektionsgeschehen ab.
„Die Politik hat die Jugend vergessen und Schulöffnungen … bis auf Weiteres vertagt. Die Schüler der Unterstufe und Mittelstufe
können ab dem 1. März zum Friseur gehen, aber nicht mit ihren Mitschüler/innen im Klassenraum lernen“, zeigt sich Nele Flüchter, Gründungsmitglied der Initiative Laut für Familien, fassungslos.
Das Wechselmodell sei nicht praxistauglich:
- „Finden der Präsenz- bzw. Distanzunterricht für Kinder einer Familie an verschiedenen Wochentagen statt, erleichtert das nicht die Betreuungssituation.
- In der Notbetreuung gibt es dann eine neue Durchmischung der Gruppen. Kohorten werden nicht eingehalten. Jede Schule darf zudem entscheiden, wie viele Tage sie in Präsenz anbietet.
- So wird Bildung zum Glücksspiel.“
Dabei habe eine Umfrage der Landeselternschaft der Grundschulen ergeben, dass sich mehr als 80% der Eltern von Grundschulkindern eine schnelle Rückkehr zum Präsenzunterricht wünschen.
„Die Schüler der Sekundarstufe I und II bleiben bis auf die Abschlussjahrgänge in derpermanenten Warteschleife gefangen“, kritisiert die Initiative.
„Dabei sind es unsere Jugendlichen, die am meisten Schaden nehmen werden – gesundheitlich, sozial, aber auch wirtschaftlich. Sie werden erhebliche wirtschaftliche Einbußen hinnehmen müssen. Sie werden die Renten für die Älteren zahlen müssen und mit den vielfältigen individuellen Folgen des Shutdown schlimmstenfalls lebenslang zu kämpfen haben.“
Nicht zuletzt aufgrund der fehlenden Kontakt- und Sportmöglichkeiten gebe es in vielen Kinder- und Jugendpsychiatrien mittlerweile die Situation einer Triage, bei der nur die am schwersten erkrankten Kinder und Jugendlichen einen Platz bekämen und lange Wartelisten bestünden.
Keine Änderungen bei den Kitas
In Sachen frühkindliche Bildung und Betreuung von Kita-Kindern gibt es derzeit keine Änderungen. Auch dies ist für die Initiative „Laut für Familien“ ein unhaltbarer Zustand.
„Die Eltern sollen sich nach Wunsch der Landesregierung weiterhin dem Appell beugen, ihre Kinder nicht zur Betreuung zu bringen. Die Situation ist auf Dauer Gift für die Beziehung von Eltern und Erzieherinnen und sorgt für Streit und Misstrauen. Zudem bedeutet der Besuch einer Kindertagesstätte für viele Kinder liebevolle Unterstützung, adäquate Förderung, regelmäßige gesunde Ernährung und eine sichere, gewaltfreie Umgebung.“
Die Initiative begrüßt, dass Lehr- und Erziehungskräfte nun in die Impfgruppe 2 eingruppiert werden können. „Ob Präsenzunterricht stattfinden darf, sollte jedoch nicht davon abhängen, ob jede Lehrkraft ein Impfangebot erhalten hat. Der psychosoziale,
gesundheitliche Schaden sowie der Verlust an Bildung wären zu groß“, betont die Initiative.
Gerichtlicher Weg erwogen
„Laut für Familien“ erwägt rechtliche Schritt. Denn:
„NRW hat eine landesweite Wocheninzidenz von derzeit 62,7 und die Landesregierung erwägt ein Wechselmodell in nun 11 Tagen für Grundschulen, obwohl bereits anerkannt ist, dass Schulen keine Treiber der Infektionsgeschehens sind. Der Bundesgerichtshof hat deutlich darauf hingewiesen, dass zukünftige Abwägungsentscheidungen „erkennbar und plausibel vom Prinzip der größtmöglichen Schonung der Grundrechte der von den Freiheits- und Teilhabeeinschränkungen Betroffenen geleitet sein und einer besonderen Rechtfertigung bedürfe“.
Diese Mahnung ignoriert die Landesregierung überwiegend. Sollte die Politik nicht diese Woche noch eine Kehrtwende machen, werden wir abermals zum Verfassungsgerichtshof gehen.“
Die Forderungen der Initiative „Laut für Familien“:
- sofortige Rückkehr zum vollen Präsenzunterricht für Grund- und Förderschüler/innen und an weiterführenden Schulen bis Klasse 7
- mindestens Wechselunterricht an weiterführenden Schulen ab Klasse 8
- Für Kitas: mindestens eingeschränkten Regelbetrieb
- Keine Maskenpflicht für Grundschulkinder:
„Die meisten Grundschulkinder sind nicht in der Lage, die Masken adäquat zu handhaben, zudem wird der Spracherwerb massiv behindert, vor allem bei hörgeschädigten Kindern und Kindern mit einer anderen Muttersprache. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) lehnt das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung für Grundschulkinder im Unterricht ebenfalls ab.“
- Das Testangebot für Lehrpersonal und Erzieherinnen sollte statt dessen massiv ausgeweitet werden; Selbsttests für Erwachsene stehen zeitnah für Verdachtsfälle zur Verfügung.
- Als weitere Maßnahmen zur Vermeidung von Infektionen mit SARS-CoV-2 kommen auch Raumluftfilter in Betracht.
- „Ferner wäre es sinnvoll, die Zahl der Ergänzungslehrkräfte weiter aufzustocken, mehr Räume anzumieten und Anfangs- und Endzeiten zu entzerren.“
Quelle: Pressemitteilung „Laut für Familien“