Unterricht streamen, freiwillig zur Schule – Lehrerverband kanzelt Eltern ab

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Digitale Geräte im Unterricht - Symbolfoto, Archiv RB

Parallel zu den vermehrt festgestellten Coronafällen an Schulen wird der Ton zwischen Eltern, Landesregierungen und Lehrerverbänden schärfer.

In NRW verbietet die Landesregierung bisher noch jedwede Alleingänge von Städten und einzelnen Schulen, die Versuche unternehmen, von der Maxime des kompletten Präsenzunterrichts abzuweichen.

Wie berichtet, durfte zum Beispiel Solingen nicht wie geplant seine Klassen an den weiterführenden Schulen halbieren und zu einem Wechsel zwischen Präsenzunterricht und Homeschooling übergehen.

Schulministerin Yvonne Gebauer und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann pfiffen die Stadt zurück, bleiben bei ihrem Standpunkt: Schulen (und Kitas) seien „keine Hotspots“, keine „Pandemietreiber“.

So lief auch ein jüngster Versuch von Unnas Nachbarstadt Hamm ins Leere, bei der NRW-Regierung einen landesweiten Wechsel zum „Hybridunterricht“ zu erreichen (die Hälfte der Schüler lernt daheim, die andere Hälfte in der Schule, wochenweise wird gewechselt).

Was Hamms OB Marc Herter gleichwohl nicht davon abhielt, für die 3. und 4. Klassen der Grundschulen in seiner Stadt eine „dringende Empfehlung“ zur Maskenpflicht auch im Unterricht auszusprechen. Laut schulministerieller Order gilt diese bisher erst ab Klasse 5 in den weiterführenden Schulen.

In Bayern gehen Elternvertreter inzwischen auf direkte Konfrontation mit ihrer Landesregierung: Gleich sieben Verbände forderten am Donnerstag in einem offenen Brief an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) klare Regeln für den Schulbetrieb während der Corona-Pandemie.

  • Der Unterricht soll verbindlich auf den Kern des Lehrplans reduziert werden;
  • jeder einzelne Schüler, der sich in Quarantäne befindet, muss Distanzunterricht erhalten;
  • grundsätzlich soll freiwilliger Distanzunterricht erlaubt werden, indem die Lehrkräfte ihren Unterricht live in die Wohnstuben der Schüler daheim streamen.

Der Philologenverband hat die Elternverbände für ihre Forderungen rüde abgekanzelt: Man habe fast das Gefühl, dass Eltern nun alles selbst an den Schulen entscheiden wollten.

„Die Schüler können auch zu Hause bleiben, die Lehrer sorgen für Streamingunterricht in Netflix-Qualität, der Datenschutz bleibt natürlich außen vor“,

kritisierte der Verband den Forderungskatalog.

Er unterstrich, was für jedes Bundesland gilt:

„Lehrkräfte erhalten Anweisungen und haben diese zu befolgen. Eltern sind allerdings NICHT der oberste Dienstherr der Lehrkräfte.“

Und auf keinen Fall könnten die Lehrkräfte „eben mal so“ noch zusätzliche Aufgaben übernehmen, unterstreicht der Philologenverband. Auch für NRW ist unklar, wie eine Verkleinerung der Klassen – wo ohnehin in vielen Schulen schon Lehrermangel herrscht – personell gestemmt werden sollte.

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