„Es ist nur ein schmaler Grat zwischen einem guten Menschen und einem bösen…“
Das viktorianische London 1886: Der angesehene Arzt Dr. Jekyll versucht, dem Rätsel von Gut und Böse auf die Spur zu kommen. Antrieb für seine Suche ist die schwere Krankheit seines Vaters, deren Ursache Jekyll im „Bösen“ in dessen Seele sieht. Als er ein Mittel findet, dass es ihm tatsächlich ermöglicht, das Gute vom Bösen zu trennen, sieht er sich endlich am Ziel. Doch der Versuch an einem Patienten wird ihm vom Krankenhaus untersagt und die Gesellschaft verspottet ihn ob dieser „verrückten“ Idee. Nur sein Freund John Utterson, seine Verlobte Lisa Carew und ihr Vater halten zu ihm. Mangels anderer Alternativen und weil er vom Erfolg seines Experiments überzeugt ist, wagt Jekyll schließlich den Selbstversuch – mit fatalen Folgen: er spaltet sich in zwei Existenzen auf. Jetzt gibt es sowohl den freundlichen und treuen Dr. Jekyll als auch den unheimlichen Mr. Hyde, der alles Böse in sich vereint und ein Verhältnis mit der Prostituierten Lucy beginnt. Zu Jekylls Entsetzen gerät der Versuch schließlich komplett außer Kontrolle – er hat die Verwandlungen nicht mehr im Griff und wird förmlich zerrissen. Das Experiment, das geplant war, um das Böse in der Welt für immer zu vernichten, verkehrt sich ins Gegenteil: der grausame und zügellose Doppelgänger gewinnt immer mehr Macht.
Im Januar 1886 erschien Robert Louis Stevensons (1850-1894) Erzählung Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde – und bescherte dem Autor einen immensen Erfolg: allein 40.000 verkaufte Exemplare im ersten halben Jahr! Neben der „Schatzinsel“ und „Entführt!“ zählt sie bis heute zu den bekanntesten Werken Stevensons. Auch im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich die Geschichte niedergeschlagen: mit dem Ausdruck „Jekyll und Hyde“ bezeichnet man seither eine Person, deren moralische Haltung in verschiedenen Situationen gewaltig voneinander abweicht. Die Erfolgsgeschichte des Buches setzte sich fast nahtlos fort, zahlreiche Romanadaptionen, Verfilmungen, Theaterstücke und Lieder folgten.
Die Mediabühne Hamburg hat sich jetzt des Stoffes angenommen und ein völlig neues Bühnenerlebnis geschaffen, das am Samstag, 29. Februar, um 19.30 Uhr im Kurhaus zu sehen ist. Wer ein bisschen mehr über Hintergründe, Fakten und Besonderheiten erfahren möchte, ist herzlich zum Einführungsgespräch um 18.45 Uhr eingeladen.
Die Inszenierung verbindet auf kongeniale Weise die Elemente der klassischen Gruselgeschichte mit denen eines modernen Psychothrillers, Elemente des Theaters mit denen des Kinos: Vier Sprecher – Annelie Krügel, Dirk Hardegen, Frank Felicetti und Johannes Schön – sitzen an einem langen Tisch, mit Mikrofon ausgestattet und frontal dem Publikum zugewandt, interpretieren die Figuren aus dem Manuskript und teilen dabei alle anfallenden Rollen unter sich auf. In ihrem Rücken befindet sich eine Leinwand, auf welcher die vorgetragenen Szenen in Schattenspiel-Ästhetik dargestellt werden. Die Kulisse um die Leinwand erinnert an hölzerne Fragmente englischer Stadthäuser. Musik und Licht sorgen für eine atemberaubende Atmosphäre. Die Animationssequenzen werden von der Mediabühne komplett selbst produziert. Sie bedienen sich dabei der Technik des virtuellen Puppentrick- und Figurentheaters sowie einer viktorianisch anmutenden, quasi-farblosen, Vintage-Optik.
Im Dezember 2017 begeisterte die Hamburger Künstlergruppe das hiesige Publikum bereits mit ihrer Produktion von „Der Elefantenmensch“.
Quelle: Stadt Hamm