Vokale Klangkunst Albaniens: Iso-Polyfonie im Klangkosmos

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Auf den Spuren von Karl May reist der Klangkosmos am Dienstag, 15. Oktober (18 Uhr, Lutherkirche) erstmals ins Land der Skipetaren: Albanien ist reich an musikalischen Schätzen. Ein ganz besonderer Gesangsstil steht seit 2008 auf der Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO – die Iso-Polyfonie, Saze genannt. Dieser Gesangsstil wird hauptsächlich in den südlichen Regionen des Landes, Toskeria und Laberia, gepflegt.
Der Begriff „iso“ bezieht sich auf den Ison, einen Bordun-Ton im religiösen byzantinischen Gesang, der die vorherrschende Einstimmigkeit zu einer einfachen Mehrstimmigkeit erweitert. Beim albanischen iso-polyfonen Gesang gibt es meist zwei oder drei solistische Stimmen, die von einem tiefen Bordun begleitet werden. Die Stimmen sind weitgehend unabhängig voneinander, stehen aber in einer engen Wechselbeziehung. Meist singen die Chor-Stimmen der Gruppe den Bordun. Dabei wird keine exakte Tonhöhe eingehalten, sondern in einem engen Bereich rund um ein tonales Zentrum gesungen, wodurch der Eindruck des auf einer Tonhöhe singenden Chores entsteht. Gesangsensembles bestehen mehrheitlich aus männlichen Sängern, die sich mit Instrumenten begleiten.

Die kleine Bergstadt Përmet im südlichen Vjosatal wird auch Stadt der Rosen genannt und ist neben ihren Weinkellereien und Süßigkeiten (Gliko) vor allem für den Saze berühmt. Aus diesem Ort stammt das Ensemble Sazet e Përmetit, das seit Jahren zu den besten seiner Zunft gehört. Im Gegensatz zu anderen albanischen Ensembles, bei denen eher Sänger im Mittelpunkt stehen, hat sich das Quintett darauf konzentriert, in traditioneller Besetzung mit Klarinette, Violine, Laute und Rahmentrommel zu spielen und diese instrumentalen Stimmen mit Gesang zu ergänzen. Das Akkordeon kam erst während der sozialistischen Periode Albaniens hinzu und ist Teil des slawischen Einflusses.

Das Repertoire von Sazet e Përmetit umfasst verschiedene Facetten – von mehrstimmigen Volkliedern südalbanischer lokaler Traditionen bis hin zu humoristischen Gesängen, dazu Stücke des albanisch-griechisch-aromunischen musikalischen Erbes, das seit 1800 unter der Herrschaft von Ali Pascha von Tepelena entstand, sowie orientalische urbane Musik, die seit dem Osmanischen Reich vor allem von Roma-Musikern zu Hochzeiten und Festen gespielt wird.

Bei internationalen Tourneen auf dem Balkan und nach Holland haben Alban Zeqiri (Rahmentrommel; 1. Stimme), Sadik Zeqiri (Klarinette = marrës), Artur Zeqiri (Geige), Fredi Daci (Laute; 2. Stimme) und Ylli Muço (Akkordeon = ia mbajnë) das Publikum mit dem virtuosem Zusammenspiel auf ihren Instrumenten und ihrem eindrucksvollem Gesang begeistert.

Quelle: Stadt Hamm

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